Donnerstag, 30. Januar 2014

Männer & Yoga


Stirnrunzeln, kopfschütteln, grinsen, manchmal sogar ein peinliches berührt sein. So oder so ähnlich war oft die Reaktion, wenn ich einem Mann vorschlug, Yoga auszuprobieren oder es dem ein oder anderen aufgrund seiner persönlichen Situation sogar explizit empfohlen hatte. „Nein, also ich glaube nicht, dass das was für mich ist“.

Schaut man sich in den Yogaschulen (zumindest in Deutschland) einmal um, wird ebenfalls schnell klar: Männer yogieren in der Unterzahl. Ja, es ist sicher mehr geworden in den letzten Jahren, aber die dominierende Kraft ist hier noch ganz klar die Frau. Und das ist doch irgendwie schade. Und überhaupt, warum ist das eigentlich so?

Zunächst reisen wir einmal zurück ins 9. Jahrhundert als der Hatha Yoga geboren wurde. Hatha Yoga beschränkt sich nicht nur auf Meditation und Atemübungen, sondern bindet den Körper, also das Praktizieren der Asanas, ganz bewusst mit ein - somit ein körperlicher und geistiger Weg zur vollständigen Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Die Yoga Geschichte an sich ist noch viel älter, sie reicht mindestens 3500 Jahre zurück. Aber es spielt gar keine Rolle ob religiöses, klassisch-philosophisches oder Hatha Yoga – das Privileg Yoga zu erfahren und zu praktizieren hatten in der Geschichte lange Zeit nur Männer. B.K.S. Iyengar war einer der ersten indischen Meister, der 1936 erstmals auch Frauen unterrichtete. Ursprünglich somit eine echte Männerdomäne.

 Krishnamacharya mit seinen Schülern in Mysore, 1934
(von wikipedia.de)

Aber lassen wir Geschichte einmal Geschichte sein. Viel wichtiger ist doch: was kann Yoga und ist Yoga wirklich nur „ein Frauending“? Wer meine vorherigen Berichte verfolgt hat, der weiß, Yoga verändert und öffnet das Herz.
Aber das ist noch nicht alles, hier gibt’s mehr:

· Yoga kräftigt und stärkt die Muskulatur des gesamten Körpers. Ganz richtig, liebe Männer, es wird nicht nur meditiert. Denn auch eine körperlich anspruchsvolle Yogastunde, bei der ordentlich geschwitzt werden darf, kann ungemein öffnen und den Geist beruhigen.

· Yoga hilft Schmerzen zu beseitigen. Was ist mit der leidigen Volkskrankheit Rückenschmerzen? Gewiss nicht nur ein Frauenproblem.

· Yoga hilft bei Schlafproblemen. Ausreichend erholsamer Schlaf = mehr Konzentration am Tag

· Yoga heilt. Sei es zu hohen Blutdruck, Herzrhythmusstörungen oder wie bei mir: Probleme mit der Schilddrüse. Seit Jahren benötige ich keinen hormonellen Ausgleich in Tablettenform. Durch meine tägliche Yogapraxis hält sich mein Hormonhaushalt konstant.

· Yoga stärkt in Belastungssituationen und hilft Stresssymptome wie Aggression und Anspannung deutlich zu minimieren. Ein Artikel aus dem GEO-Magazin (Juni 2013) befasst sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu dem Thema „Was Yoga kann“. Dort heißt es:
Stress und die Folgeerscheinungen (ungesunde Ernährung, Nikotin- und Alkoholmissbrauch, Schlafmangel etc.) sind bei der Entstehung von bis zu 80 Prozent aller Krankheiten ursächlich oder wenigstens beteiligt.


· Yoga lässt strahlen. Durch Yoga lernen wir uns so anzunehmen wie wir sind. Das wiederrum stärkt das Selbstbewusstsein und diese innere Zufriedenheit strahlen wir nach außen.
 
Also, liebe Männer. Ich verstehe Euch, es bedarf sicher ein wenig Überwindung den ersten Schritt in ein Frauen dominierendes Studio zu wagen und dort zu praktizieren. Aber sind das nicht alles wunderbare Gründe Yoga zu praktizieren? Keineswegs nur Beweggründe einer Frau. Und lasst euch gesagt sein: jeder Mann wird freudestrahlend im Studio empfangen. Frauen freuen sich über jeden Yogi, es gibt eine ganze Menge großartiger, einflussreicher, männlicher Yogalehrer und hey, was gibt es eigentlich tolleres, als wenn ein Mann nicht nur Muskeln vorweisen kann, sondern auch noch genug Mumm hat sich selbst zu erforschen.  Mut, an seine körperlichen UND mentalen Grenzen zu gelangen und so immer sensibler (keine Sorge, Männer, ihr werdet keine Heulsusen – im Gegenteil!) für sich und seine Umwelt wird!?
Richtig: nichts.

Und eigentlich macht Yoga doch auch gar keinen Unterschied. Hatha heißt die Harmonierung, die Verbindung der Sonne (Ha), dem männlichen Prinzip, mit dem Mond (tha), dem weiblichen Prinzip. Yoga ist für alle da. Egal welches Geschlecht, egal welches Alter, welche Religion, welcher kulturelle Ursprung: let Yoga change your life.

Und als wäre das nicht alles genug Motivation, ich habe mich einmal umgehört und praktizierende Männer in meinem Umfeld befragt „Wie hat dich Yoga verändert?“ Hier die Antworten:
 
„ich habe eine höhere Flexibilität und mehr Kraft“
 
„meine Konzentrationsfähigkeit ist gestiegen“
 
„ich bin achtsamer geworden. Mir selbst gegenüber und meiner Umwelt“
 
„ich bin nach 5 Jahren schmerzfrei“ (Bandscheibenvorfall)
 
„ich bin stärker geworden, mental und körperlich“
 
„ich bin viel geduldiger“

Und meine Lieblingsantwort zu guter Letzt:
„ich bin zum ersten Mal irgendwie zufrieden“ J

Hach, wie schön.

Om Shanti, ihr Lieben!
Vanessa

 
Yoga ist die Reise nach innen.
Vom Körperlichen zum Energetischen,
vom Groben zum Feinen.
Es ist eine physisch fordernde Praxis, die uns zeigt,
wo wir offen sind und wo wir festhalten,
wo wir zu viel Kraft einsetzen und wo zu wenig,
wo wir im Fluss sind und wo wir stocken,
wo wir aufmerksam sind und wo zerstreut.
 
 
 

Mittwoch, 15. Januar 2014

Warum dich Yoga zu einem besseren Menschen macht - Teil 2

Dass Yoga unser Herz öffnet und mehr Mitgefühl in die Welt bringt, habe ich ja bereits in meinem letzten Artikel geschrieben (ein liebes Danke an der Stelle nochmal an die treuen Leser und positiven Zuschriften – erfüllt mich wirklich mit großer Freude!), aber – wer hätte es gedacht – Yoga kann ja noch viel mehr. Der nächste Punkt liegt mir besonders am Herzen, da er so unglaublich viele Nebeneffekte hat.

Innerer Frieden

Gemeint ist: dich so anzunehmen, wie du bist. Deine Stärken, deine Schwächen. Außen und innen. Und glaubt mir, ich weiß, das ist ganz schön viel verlangt. Wo wir doch so gerne Kritik an uns üben – wir sind zu ungeduldig, haben zu unüberlegt gehandelt, sind zu dumm, zu kritisch, zu naiv, zu langsam, zu schnell, nicht gut genug … und über unser Wunderwerk Körper haben wir natürlich auch nur freundliche Worte über: zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß und und und.

Ja, eigentlich könnte man sich selbst leidtun. Auf der anderen Seite brauchen wir nun einmal Bestätigungen. Freuen uns über Komplimente und positive Worte wenn etwas nicht so gut läuft. Im Grunde wünschen wir uns oft sogar, dass andere unsere Fehler klein reden um unser Gewissen zu bereinigen. Aber selbst tätig werden und uns einmal nett zulächeln oder ein paar liebe Worte sagen, wenn wir sie so dringend brauchen? Wohl eher selten bis nie.
Schade eigentlich.

Wie heißt es so schön: behandle andere so, wie du selbst gerne behandelt werden möchtest. Ja, das ist auch so und Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen ist wichtig. Nächstenliebe ist ganz doll wichtig sogar.
Aber was ist mit der Selbstliebe? Nämlich: Behandle DICH selbst so, wie du gerne von anderen behandelt werden möchtest. Und hier hilft Yoga. Durch Yoga lernst du dich bewusst wahr zu nehmen, dich zu erforschen und dich so anzunehmen, wie du nun einmal bist. Nicht selten habe ich gehört: ich wusste gar nicht, dass ich so oder so bin bis ich mit dem Praktizieren angefangen habe. Schau an.

Unsere tiefsten Bedürfnisse und Wünsche sind oft in unserem Herzen verankert. Wenn wir lernen hinzuhören was unser Herz uns zu erzählen hat, wenn wir uns mit unseren Sehnsüchten und Ängsten auseinandersetzen, erst dann wissen wir oft wohin unser Weg wirklich gehen soll und fühlen uns sicher und selbstbewusst dort wo wir sind. Die Mediation ist ein wunderbares Mittel, sich selbst zu erforschen.
 
Wir alle sind vollkommen und wunderschön so wie wir sind.
Das Göttliche ist in jedem von uns zu finden und jeder ist individuell einzigartig.
Individualität als Ausdruck der göttlichen, kreativen Freiheit.
So wie wir sind, ist es genau richtig, nicht anders.
Ich fühle mich wohl in meinem Körper.
Ich pflege meinen Körper, weil sich mein Geist dort wohlfühlen soll.
Ich bin mit mir im Reinen.
Ich bin liebevoll zu mir.

Ich kann mir durchaus vorstellen, wie der ein oder andere beim Lesen der vorherigen Sätze die Stirn gerunzelt hat und sich denkt: Mag sein, ABER …
Yoga lehrt uns genau das wirklich zu glauben. Nicht immer und es bedeutet durchaus auch Arbeit an einem selbst, aber ich bin tatsächlich liebevoller zu mir geworden. Die yogische Philosophie hat mir gelehrt, mir öfters Fehler zu verzeihen. Ich lebe viel bewusster. Bewusster was meine Wünsche, meine Gesundheit und meinen Körper angeht.
Ich mag mich - ok, auch hier nicht immer, aber meistens :-).
Ich bevorzuge Dinge zu tun, die mir gut tun und vermeide Sachen, die ich nicht mag. Ich bin sanftmütiger zu mir geworden und gönne mir eine Pause, wenn ich sie brauche, sie aber nicht zu passen scheint.

Deine Beziehung zu dir selbst entscheidet über deine Beziehung zu anderen.Bist du mit dir unzufrieden, dann bist du auch mit anderen unzufrieden. Lehnst du dich selbst ab und denkst schlecht von dir, dann lehnst du auch andere ab. Deine Beziehungen zu anderen sind ein Spiegelbild deiner Beziehung zu dir selbst. Glaubt mir, so ist es. Ich urteile weniger über andere, nehme meine Umwelt öfters einfach so an wie sie nun einmal ist. Wo ich mich sonst geärgert hätte oder ablehnend die Stirn gerunzelt habe, denke ich heute eher: was kann ich aus dieser Situation mitnehmen? Oder: So ist er/sie halt - individueller Ausdruck des Göttlichen.

Nur wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, verspüre ich eine tiefe Zufriedenheit. Ein Gottvertrauen, das alles so richtig ist wie es ist. Und erst dann kann ich mich anderen gegenüber öffnen. Mein Kopf ist frei, ich kann anderen besser zuhören. Ich selbst strahle Ruhe und Gelassenheit aus und das steckt andere an. Wie schon oben beschrieben, das passiert nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess. Yoga ist ein Weg, der dein ganzes Leben andauern wird. Ich sitze oft da und erwische mich, wie ich über mich oder andere urteile. Aber wichtig ist, dass ich das bewusst wahrnehme. Dann kann ich tief durchatmen und etwas ändern. Es geht im Yoga nicht darum, mit den Fingern zu den Füßen zu kommen, es geht darum, was ich auf dem Weg nach unten lerne.
Und es gibt so unglaublich viel zu lernen und zu erfahren.

Also auf geht’s -  freue dich mit dir in schönen Zeiten, verwöhne dich an nicht so tollen Tagen und tröste dich, wenn du traurig bist. Wenn du morgen früh vorm Spiegel stehst, lächle dir doch einfach einmal liebevoll zu und wünsche dir einen schönen Tag!

Happy Wednesday!

Namaste
Vanessa

Meditation ist einfach nur Mut still und alleine mit sich zu sein.
Langsam und allmählich beginnst du eine neue Qualität in dir zu verspüren.
Eine neue Lebendigkeit, eine neue Schönheit, eine neue Intelligenz die nicht von anderen geborgt ist. Die in dir selber wächst.
Sie wurzelt in deiner Existenz und wenn du kein Feigling bist, wird sie zur Blüte kommen und Früchte tragen.
Osho
 
 
 
 

Mittwoch, 8. Januar 2014

Warum dich Yoga zu einem besseren Menschen macht - Teil 1


Damit möchte ich jetzt nicht sagen, dass wir vor unserer Yoga Praxis alle Menschen mit schlechten Absichten waren, aber Yoga verändert. Und eben nicht nicht nur körperlich. Ich erinnere mich, als ich damals, vor meiner ersten Yogastunde in Australien, eine Broschüre in der Hand hielt auf der stand „Yoga will make you a better and happier person!“ Fand ich gut und hat mich angesprochen, aber ich muss gestehen, ich dachte damals doch eher an eine gute Marketing Strategie. Ähnlich wie: diese Vitaminkapseln offenbaren Ihnen ein völlig neues Leben. Oder: mit unseren Rezepten essen Sie sich glücklich.
 
Ich meine, wer möchte das nicht - ein glücklicher Mensch sein und ein ausgefülltes Leben führen?! Angesprochen fühlt sich hier wohl fast jeder. Jedenfalls habe ich mich angesprochen gefühlt und habe daraufhin die nächste Yogastunde besucht. Okay, den eigentlichen Stupser erhielt ich von meinem Surflehrer, der meinte, Yoga wäre gut als Ausgleich zum Wellenreiten, aber diese Broschüre hatte mich ebenfalls neugierig gemacht. Und was ich dann tatsächlich erleben durfte, derzeit erlebe und auf meinem weiteren Yogaweg  hoffentlich noch erleben darf, damit habe ich nicht gerechnet. Zunächst fühlte es sich einfach toll an so nach einem Tag auf dem Brett einmal in alle Richtungen gedehnt zu werden und diese spezielle spirituelle, friedvolle Atmosphäre im Raum hatte mich sowieso direkt gepackt. Also bin ich, zurück in Deutschland, drangeblieben. Ja, und mit der Zeit wurde Yoga zu einem Teil von mir. Es war wie das Treffen eines Freundes,  der es gut mit mir meint und mich damals liebevoll an die Hand genommen hat um mich stets zu begleiten auf dem Weg meines Lebens, der mir den Sinn des Daseins nähergebracht hat und in dessen Arme ich mich zurückziehen kann wenn ich traurig bin. Ein weiser Freund, der mich daran erinnert, liebevoll und positiv zu denken, wenn ich vielleicht gerade etwas verurteile oder negativ bin. Der mich darauf hinweist, das Gute in jedem Menschen und vor allem in mir selbst zu sehen. Der mir zeigt, wie wunderschön die Welt da draußen sein kann und mir ein Zeichen gibt, wenn es mal wieder ganz besonders wichtig ist einfach einmal tief einzuatmen. Ganz schön große Worte, ich weiß. Aber ich bin wirklich jeden Tag voller Dankbarkeit für diesen treuen Freund an meiner Seite.

Doch wie genau verändert Yoga? Mal abgesehen von einem strafferen Po!? Und vor allem – wieso sollte ich ein besserer Mensch dadurch werden!? Die Antworten möchte ich in diesem und in den nächsten Posts gerne erläutern:

Mitgefühl

Wir alle sind auf eine gewisse Art verschlossen. Das ist gar nicht immer schlecht und schützt uns vor Verletzungen. Bei den meisten ist dieser Raum um das Herz herum allerdings mit einer dicken Eisentür versehen und es schafft kaum einer auch nur in die Nähe zu gelangen. Yoga öffnet. Das ist auch der Grund, warum vielen am Anfang der Praxis (oder auch noch nach vielen Jahren) Rückbeugen, also sogenannte Herzöffner, besonders schwer fallen. Das nötige Vertrauen hierzu fehlt uns oft. Regelmäßiges Praktizieren hilft uns, unseren Herzraum stetig zu öffnen. Und ja, wir werden anfälliger für Berührungen in diesem Bereich, aber das ist auch wunderschön. Ich merke, dass mich gewisse Dinge mehr berühren als früher, weniger meinen Verstand ansprechen, als mich im Herzen zu berühren – Geschichten, Lieder, Gespräche, Begegnungen mit lieben Menschen. Ich denke, wir lernen durch regelmäßiges Praktizieren wieder mehr mit dem Herzen zu sehen und zu entscheiden. Letztes Weihnachten hatte ich wieder so ein Moment. Heiligabend gehen wir mit der Familie immer zur Christmesse in die Kirche. Ich muss dazu sagen, dass ich mich nicht als sonderlich religiös oder kirchenbezogen bezeichnen würde, aber es gehört jedes Jahr irgendwie bei uns dazu. Jedenfalls wurde zum Ende der Messe ein Brief von der evangelischen Organisation „Brot für die Welt“ vorgelesen. Das ist nicht neu, das passiert jedes Jahr. Und auch die Wortwahl war ähnlich wie in den Jahren zuvor. Aber dieses Mal und nach diesem intensiven Yoga Jahr, hat es mich tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Dies ist nur ein Beispiel, aber es ist tatsächlich so, Yoga öffnet unser Herz und lehrt uns mehr Mitgefühl in diese anonyme Welt zu bringen. Für uns selbst, für die Menschen und Lebewesen um uns und auf der ganzen Welt. Ein weiterer Grund, warum sich viele, mit zunehmender Praxis, dazu entscheiden, vegetarisch oder vegan zu ernähren. Ein Leben in Frieden und Harmonie. Lokah samstah sukhino bhavantu.

Weitere tolle Gründe Yoga zu praktizieren gibt es im nächsten Post.

Einen sonnigen, friedvollen Tag!

Om Shanti
Vanessa